Lieber mit dem Firefox unterwegs als Chrome-Vergiftung oder zu viel Livin‘-on-the-Edge

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Was du im Internet machst, kann sehr privat sein und geht nur dich etwas an. Ausserdem verbraucht es eine ganze Menge Energie, ein Grossteil dadurch wird durch Werbung verursacht. Damit du selbstbestimmter, sicherer und nachhaltiger im Internet surfen kannst, erfährst du hier

  • dass Firefox und Brave empfehlenswerte Browser sind,
  • welche Einstellungen du noch vornehmen und welche Add-Ons du noch installieren solltest und
  • wie du dich entsprechend beim Surfen verhalten solltest.

Ein wenig Aufwand bei der Umstellung, aber nachher im Alltag total einfach und ein gutes Gefühl. Auf geht’s!

Surfen im Internet

Wenn du auch zu den ganz «normalen» Internet-Nutzer:innen gehörst, dann nutzt du wahrscheinlich deinen Browser um Mails abzurufen und zu schreiben, irgendetwas zu suchen, dein Online-Banking zu machen, Bahnfahrten oder Flüge zu buchen oder dir etwas zu bestellen. Das alles hängt mit teils sehr persönlichen Informationen zusammen. So könntest du z.B. in einer E-Mail mit einem Bekannten oder einer Ärztin über körperliche oder psychische Probleme kommunizieren. Oder du suchst nach Hilfe für sehr private Probleme, seien es Krankheiten oder Beziehungsprobleme. Auch dein Kontostand, wohin du reisen möchtest und was du dir kaufst, kann sehr privat sein. Und all das machst du vermutlich häufig mit deinem Browser. Und dieser Browser weiss praktisch alles. Kannst du ihm vertrauen?

Die Voreingestellten

Wenn du eine Laptop mit Windows nutzt, ist dort der Browser Edge von Microsoft als Standardbrowser eingestellt. Bei deinem Android-Smartphone ist es Google Chrome und bei Apple-Geräten Safari. Dies sind alles Browser, deren Quellcode nicht offen einsehbar ist. Das heisst, keiner ausser den Herstellern Microsoft, Google bzw. Apple wissen, was im Browser passiert. Aber da insbesondere Googles Geschäftsmodell darauf aufbaut, möglichst viele Daten der Nutzer:innen (also auch von dir) zu sammeln, können wir davon ausgehen, dass auch alles Mögliche gesammelt wird. Auch Microsoft ist vor einiger Zeit gross in das Datengeschäft eingestiegen und auch Apple mischt inzwischen mit, obwohl sie lange mit dem Schutz der Privatsphäre geworben haben. Vielleicht fragst du dich jetzt: wenn nun aber alle Daten sammeln, was kann ich dann noch tun?

Die Alternativen

Auch hier gibt es wieder wundervolle Alternativen, die quelloffen sind und daher von Fachpersonen untersucht werden können. Und die von Unternehmen oder Organisationen hergestellt werden, die andere Geschäftsmodelle haben. Sie sind also nicht auf deine Daten und deren Verkauf angewiesen. Auch hier gibt es wieder diverse Angebote, von denen ich dir drei empfehlen möchte, die ich auch selber (für unterschiedliche Zwecke) im Einsatz habe: Mozilla Firefox (Laptop), Fennec F-Droid (Android-Smartphone) und Brave. Firefox und Brave gibt es für verschiedene Betriebssysteme, z.B. Windows oder Linux.

Firefox und Fennec

Der Firefox ist dir vielleicht schon bekannt. Er wird unter anderem von der Digitalen Gesellschaft Schweiz empfohlen und von Digitalcourage. Und auch ich empfehle ihn dir – für Desktop-Systeme, also deinen Laptop oder Computer. Für dein Android-Smartphone empfehle ich dir Fennec F-Droid, wie er auch hier empfohlen wird. Fennec basiert auf dem Firefox, wobei nicht-quelloffene Anteile entfernt wurden.

Brave

Sowohl für deinen Laptop als auch dein Smartphone empfiehlt Mike Kuketz derzeit (16.03.2024) den Brave Browser. Dieser basiert auf Chromium, was die Open-Source-Basis auch von Google Chrome ist. Brave wurde aber insbesondere auf Privatsphäre weiterentwickelt. Ich nutze ihn nur auf meinem Computer, nicht auf dem Smartphone.

Warum zwei Browser

Ich nutze also am Computer zwei verschiedene Browser. Aber warum? Reicht nicht einer? Rein theoretisch kannst du sowohl mit Firefox/Fennec als auch mit Brave die allermeisten Webseiten nutzen. Aber um in Sachen Datenschutz und Privatsphäre noch einen Schritt weiter zu gehen, lohnt es sich über Einstellungen und Add-Ons die Funktionen der Webseiten einzuschränken. Wenn du das Setzen von Cookies einschränkst, Tracking und Werbung unterbindest und JavaScript (viele Webseiten nutzen dies) minimierst, werden weniger Daten von dir gesammelt und du machst dein Browsen im Internet noch sicherer. Weil meine Einstellungen (im Firefox) jedoch sehr restriktiv sind, funktionieren manche Dinge auf manchen Webseiten nicht ganz, wie sie sollen. Für solche Fälle habe ich dann meinen zweiten Browser (Brave) mit Einstellungen, die nicht ganz so einschränkend sind.

Einstellungen

Bei den Einstellungen für Firefox kannst du dich an die Vorschläge von Digitalcourage halten. Aus meiner Sicht sind unter dem Menüpunkt «Datenschutz & Sicherheit» in den Einstellungen vier Punkte besonders wichtig:

  • «Verbesserter Schutz vor Aktivitätenverfolgung» auf «Benutzerdefiniert» und dort alles aktivieren (in allen Fenstern, wenn diese Option verfügbar ist), sowie «alle seitenübergreifenden Cookies» blockieren.
  • Beim Unterpunkt «Cookies und Website-Daten» die Option aktivieren, alles Cookies und Website-Daten beim Beenden von Firefox zu löschen. Bei Bedarf kannst du hier Ausnahmen definieren.
  • Alle Optionen zur «Datenerhebung durch Firefox und deren Verwendung» deaktivieren.
  • Den «Nur-HTTPS-Modus» in allen Fenstern aktivieren.

Zusätzlich solltest du noch im Menü «Suche» die Standardsuchmaschine ändern. Diese steht nämlich auf Google, wofür Google jährlich viele Millionen Dollar an Mozilla zahlt. Zur Suchmaschine wird es noch einen besonderen Artikel geben. Ich kann dir Qwant und Startpage empfehlen.

Bei Brave sind die Standardeinstellungen bei Auslieferung schon ziemlich brauchbar. Wenn du hier noch etwas weitergehen willst, kannst du die Einstellungen übernehmen, die Mike Kuketz hier empfiehlt.

Add-Ons

Für den Firefox und Fennec nutze ich folgende Add-Ons:

Ich nutze diese Add-Ons in den Standardeinstellungen, mit denen sie ausgeliefert werden. Wenn du mehr einstellen möchtest, findest du hier Anleitungen. Die drei erstgenannten Add-Ons haben mich beim Surfen nicht gestört. Viel besser: uBlock Origin blockiert auch Werbung, sodass du dich mehr auf das konzentrieren kannst, was du wirklich willst. Sei dir aber bewusst, dass häufig Werbung die einzige Einnahmequelle vieler Internetangebote ist. Wenn du diese Werbung nicht anzeigst, dann schau, dass deine Lieblingsprojekte anderweitig Geld einnehmen können, z.B. in dem du ihnen etwas spendest.

Das Add-On NoScript würde ich dir nur empfehlen, wenn du noch sicherer gehen willst. Und dann würde ich eben einen zweiten Browser, Brave, empfehlen. Im Brave-Browser nutze ich übrigens nur uBlock Origin.

Surfverhalten

Tja, jetzt hast du einen oder mehrere Browser, die es dir ermöglichen, selbstbestimmter, sicherer und nachhaltiger im Internet zu surfen. Aber nun hängt auch noch viel von deinem eigenen Verhalten ab. Wenn du jetzt auf allen Seiten allen Cookies zustimmst und auf alle Links klickst, die dir in zwielichtigen E-Mails zugesendet werden, dann helfen dir diese Browser auch nur bedingt. Auch nicht, wenn du keine starken Passwörter nutzt oder immer dasselbe.

Ich lehne immer alle nicht-funktionalen Cookies ab und ich verlasse Seiten, die mir nur die Wahl zwischen PUR-Abo (oder wie auch immer das heisst) und trackingbasierter Werbung lassen. Stattdessen zahle ich für Dienste, die ich nutze und von denen ich überzeugt bin. So nutze ich z.B. OpenStreetMap statt Google Maps, Piped statt YouTube und Mastodon statt X (Twitter).

Fazit

Wie du siehst, ist es nicht das einfachste, sich selbstbestimmt und sicher durchs Internet zu bewegen. Schade eigentlich. Leider bauen viele Unternehmen ihr Geschäftsmodell auf dem Verkauf von Daten auf. Das sollte eigentlich anders sein. Aber aktuell bleibt uns als Nutzer:innen nur, uns selbst so gut es geht davor zu schützen. Aber was wir dafür tun müssen ist nicht ganz ohne, und vielleicht bist du von den vielen Schritten auch etwas überfordert. Das ist okay.

Das Gute ist: du musst nicht gleich alles auf einmal machen. Schon kleine Schritte bringen dich weiter. Nimm lieber nur einen kleinen Schritt als gleich alles beim alten zu belassen. Daher hier meine Tipps für einen einfachen Einstieg:

  1. Installiere Firefox auf deinem Computer und Fennec auf deinem Android-Smartphone
  2. Ändere die Standardsuchmaschine zu Qwant
  3. Installiere das Add-On uBlock Origin

Diese drei einfachen Schritte bringen dich schon einen grossen Schritt weiter. Überdenke dann als nächstes dein Verhalten beim Surfen. Und wenn du das hast, dann kümmere dich um die weiteren Tipps, die ich dir oben gegeben habe. Lass dir ruhig Zeit dabei. Aber tue es, du schaffst das! 🙂

PS: Wusstest du, dass trackingbasierte Werbung für die Hälfte des Energieverbrauchs des Internets verantwortlich gemacht wird? Unglaublich! Meine Tipps oben helfen dir, dieses Tracking massive einzuschränken und somit auch viel nachhaltiger unterwegs zu sein.

Durchwandere mit mir das freie und offene Digitaluniversum.

Ich beliefere dich mit weiteren Wegweisern (in Form von Blogartikeln, Vorträge und Workshops), wie du dein Computer und Smartphone datensicher einrichten kannst. Dazu gebe ich dir konkrete Empfehlungen, welche Apps und Software ich selbst nutze und aus welchem Grund. Ziel ist es, dass du dich dadurch selbst digital empowern kannst 🙂

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